02. Okt

2012

Museumstipps

Zuletzt aktualisiert am 26. Juni 2019

Museumstipps © B&N Tourismus

Museen im deutschsprachigen Raum mit einem Bezug zum Kulturraum der Levante bzw. des Maschreq bzw. mit Präsenz- und regelmäßigen Sonderausstellungen rund um die Arabische Welt, Nordafrika und den Nahen Osten.

Museum für Islamische Kunst Berlin

Meisterwerke islamischer Kunst wieder vereint auf der Museumsinsel. Der Bildführer stellt die rund 150 bedeutensten Werke aus der neueröffneten Ausstellung vor. Obwohl die Stücke aus ganz unterschiedlichen Ländern stammen und unterschiedlichste Lebensbereiche islamischer Kultur repräsentieren vermögen diese einen guten Überblick über die Entwicklung islamischer Kunst vom 7. bis zum 19. Jahrhundert zu geben. Abgedeckt werden somit tausend Jahre islamischer Kunstentwicklung. Die Austellungsstücke – gruppiert um das frühislamische Khalifenschloß Mschatta (Jordanien) stammen einerseits aus den Ländern des Vorderen Orients, aus Ägypten und der Türkei sowie aus Iran Mittelasien und Indien. Aber auch die ehemals zum islamischen Einflussbereich gehörenden Regionen Europas – Sizilien und Andalusien – sind vertreten. Die meisten der ausgewählten Werke entstammen dem Milieu der Hofe und wohlhabenden Städter, denn diese schätzten aufwendig gestaltete Gebrauchsgegenstände und in diesem Umfeld konnten neue Dekorationsverfahren entwickelt werden: Seien es aufwendig gearbeitete Keramiken, geschliffenes oder emailliertes Glas oder hochwertige Metallarbeiten. Lebhafte Farben zeigen sich in den Orientteppichen des 15. bis. 17. Jahrhunderts ebenso wie in den Wandvertäfelungen städtischer Bauwerke. Die Minaturmalerei wird durch erlesene Figurszenen repräsentiert, einen Eindruck in aufwendig kalligraphierte Handschriften gewinnt man durch die vorgestellen Qur’an-Handschriften.

Staatliche Museen zu Berlin (Hrsg.): Museum für Islamische Kunst. 8°. 200 S., 159 Farb- u. 6 s/w-Abb. Zabern Verlag, Mainz 2001. Buch bei Amazon »


Rautenstrauch-Joest-Museum Köln

Weltreisender, Musikwissenschaftler, Komponist, Reisejournalist, Dokumentarfilmer, Reiseführer und Autor! Die Facetten Hans Helfritz sind vielfältig, ebenso wie sein umfangreicher fotografischer Nachlass mit über 80.000 Negativen, Abzügen und Dias aus allen Herren Länder.

Linktipp: Stefan Rohde-Enslin: In 80.000 Ansichten um die Welt. Der photographischen Nachlass von Hans Helfritz im Rautenstrauch-Joest-Museum www.museenkoeln.de.

Hans Helfritz (1902 – 1995) fand seinen Weg in den Orient als er nach seinem Musikstudium, angeregt durch die Idee des Musikethnologen von Hornbostel, lokale Musiktraditionen aufzuzeichnen, sich, ausgerüstet mit Phonographen und Kamera, nach Ägypten, Palästina, Syrien und den Irak aufmacht. Die Erlebnisse dieser Reise veröffentlicht er in dem mit zahlreichen Fotografien ausgestatteten Band „Unter der Sonne des Orient“ – seine erste von rund dreißig weiteren Publikationen. Dank seiner Beziehungen zum Berliner Außenministerium, das ihm einen Kontakt vom Sultan von Makalla vermittelt, reist er zwischen 1931 und 1935 dreimal in den Jemen: immer auf der Suche nach der legendären Hauptstadt der Königin von Saba. Schließlich gelingt es ihm tatsächlich, das verbotene Terrain zu erreichen.

Seine packenden Schilderungen verbunden mit den spektakulären Fotografien aus einem damals in Europa noch weitgehend unbekannten Land brachten Helfritz zwar große Anerkennung doch nicht die nötige finanzielle Unabhängigkeit, so dass er sich kurzfristig entschloss den Auftrag einer Reederei für einen Werbefilm anzunehmen, der ihn über Indien, Sri Lanka und Malaysia nach Singapur und weiter nach Japan führte. Seiner regen Vortragstätigkeit und der zunehmenden Bekanntheit folgen 1937 Einladungen nach Amerika und Mexiko, wohin ihn Filmaufnahmen 1939 zurück- und bis nach Guatemala führen. In den fünfziger Jahren zieht es Helfritz, der mittlerweile Deutschland den Rücken gekehrt hat und seit 1947 chilenischer Staatsbürger ist, erstmals nach Afrika, wo er den Westen des Kontinents durchquert bevor er 1961 in Nigeria an einem Projekt über afro-brasilianische Kulturbeziehungen teilnimmt. Zu Beginn der sechziger Jahre siedelt Helfritz nach Ibiza um in den Folgejahren u.a. vermehrt Reiseleitungen anzunehmen sowie die Reihe der DuMont Kunstreiseführer zu begründen. 1995 verstirbt Helfritz, der seit 1977 wieder die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, im Alter von 93 Jahren in Duisburg.

Helfritz überantwortete kurz vor seinem Tod seinen umfangreichen fotografischen Nachlass, der rund 80.000 Bilder umfasst, dem Rautenstrauch-Joest-Museum in Köln, das in den letzten Jahren die ersten 6.000 Fotodokumente als Grundlage für künftige wissenschaftliche Recherchen, inventarisierte. Die Aufnahmen dokumentieren vornehmlich Helfritz‘ frühe Reisen in den Jemen, vor allem in das Wadi Hadramaut. Die spektakulären Fotografien, die Hans Helfritz Anfang bis Mitte der dreißiger Jahre des vorigen Jahrhunderts während seiner drei Reisen in das südliche Arabien aufnahm, begründeten seinen späteren Ruhm. Über 3.000 Negative bezeugen die Erlebnisse des jungen Deutschen aus dieser Zeit. Von seiner Reise nach Fernost sind weitere 5.000 Negative so wie Kontaktabzüge erhalten. Etwa die Hälfte aller Fotodokumente ließ sich Amerika zuordnen, 25.000 davon Südamerika, 15.000 Zentralamerika, ca. 10.000 Fotos stammen aus West- und Ostafrika, 5.000 aus Europa, annähernd 1.000 aus Australien und Ozeanien.


Vorderasiatische Museen: Gestern · Heute · Morgen

Vorderasiatische Museen sind Mittler der künstlerischen Hinterlassenschaften des Alten Orients als sichtbarem Ausdruck der kulturgeschichtlichen Entwicklung der Alt-orientalischen Hochkulturen. Sie beziehen auch die vielfältigen Kulturen, ausgehend von Anatolien und Mesopotamien bis zum Iran und über die Levante bis zur Arabischen Halbinsel über acht Jahrtausende von der beginnenden Sesshaftigkeit bis zum Einfluss des Hellenismus auf den Orient ein.

Aus Anlass des ein-hundertjährigen Bestehens des Vorderasiatischen Museums Berlin am 07. Mai 1999 fand ein Kolloquium Vorderasiatische Museen: Gestern – Heute – Morgen statt, das Gelegenheit zu einem intensiven Erfahrungsaustausch und zur Diskussion von Zukunftsperspektiven bot. In Übersichtsvorträgen geben die Direktoren von vier Museen Einblicke in die Entstehungsgeschichte der jeweiligen Sammlungen, deren Grabungen und Ankäufe, erste Präsentationen, Änderungen und Konzepten und Räumen, Zukunftsvisionen usw. In einem zweiten Teil liegt der Schwerpunkt auf Berlin als Wissenschaftsstandort: die Vorgeschichte des Vorderasiatischen Museums vor 1899 wird durch Nicola Crüsemann vorgestellt. Die Geschichte der Berliner Keilschriftsammlung wird von Joachim Marzahn präsentiert. Einen Höhepunkt bilden die großen deutschen Ausgrabungen vom Ende des 19. Jahrhunderts bis heute und deren Aufarbeitung: Assur dargestellt von Ralf-B. Wartke, Babylon aufgezeigt von Evelyn Klengel-Brandt, Uruk vorgeführt von Margarete van Ess, Habuba Kabira präsentiert von Kay Kohlmeyer, Tall Knedig aufbereitet von Lutz Martin. In der abschließenden Podiumsdiskussion zu Ausstellungskonzepten wurde deutlich, welche Überlegungen und Problemlösungen zu diesem Komplex in den vier Museen von Weltrang existieren.

Beate Salje (Hrsg.): Vorderasiatische Museen. Gestern · Heute · Morgen. Berlin · Paris · London · New York. Eine Standortbestimmung. 4°. V, 138 S. mit 108 s/w-Abb. Geb. mit Schutzumschlag. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2001. Buch bei Amazon »

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