10. Feb

2012

Buchtipps

Zuletzt aktualisiert am 26. Juni 2019

Buchtipps © B&N Tourismus

Nahost im Buch! Lese- und Buchtipps rund im die Regionen der Levante, des Maschreq und des Maghreb. Für Neugierige, zum Einlesen oder Schmökern bzw. um eine Reise vor- bzw. nachzubereiten.

Babylon

2008

Robert Koldewey (1855–1925) ist einer der bedeutendsten deutschen Archäologen. Sein Name ist untrennbar verbunden mit dem legendären Babylon. Schließlich war er es, der diesen Ort ausgegraben und mehr als 17 Jahre erforscht hat. Seine Ausgrabungsmethoden, bei denen er sich vornehmlich auf Architekten und die präzise Bauaufnahme durch schichtenweises Arbeiten stützte, sind bis heute richtungsweisend – er gilt als Vater der archäologischen Bauforschung.

Im Verlag Philipp von Zabern erschein mit „Auf dem Weg nach Babylon. Robert Koldewey – Ein Archäologenleben“ ein Band, der die ganze Breite der Lebensarbeit des Architekten, Bauforschers, Archäologen und Menschen Robert Koldewey festhält. So hat Koldewey schon vor seiner Tätigkeit in Babylon in der Troas, auf Lesbos und Sizilien gegraben und in Boston mit Francis H. Bacon zusammengearbeitet. Zahlreiche Beiträge namhafter Wissenschaftler aus unterschiedlichen Fachgebieten vermitteln ein interessantes und vielschichtiges Bild des Forschers. Dabei spannen sie den Bogen von der Jugendzeit Koldeweys bis zu den Ausgrabungsstätten im heutigen Irak und deren Zustand. Ausdrucksstarke, zum größten Teil bislang unveröffentlichte Fotografien und beeindruckend detaillierte Pläne und Skizzen aus Koldeweys Tagebüchern runden das Porträt des teils als unbequem, teils als fanatisch beschriebenen Archäologen ab.

Ralf-B. Wartke (Hrsg.): Auf dem Weg nach Babylon. Robert Koldewey – Ein Archäologenleben. 2008. 192 Seiten mit 113 Farbabbildungen und 13 Strichzeichnungen; 21 x 23 cm; geb. mit Schutzumschlag. Buch bei Amazon »

Die Tore von Damaskus

2000

Livie Joris enge Freundschaft mit der syrischen Soziologin Hala ermöglicht es ihr ein intimes Porträt der modernen syrischen Gesellschaft. Reisebericht, biographische Erzählung, Roman und noch viel mehr. Livie Joris schildert ihren sechsmonatigen Aufenthalt in Damaskus, ihr Zusammentreffen mit syrischen Intellektuellen und Regimekritikern und ihre Reisen kreuz und quer durch das Jahrtausende alte Land – durch karge Wüstenlandschaften und üppige Oasen, durch moderne Großstädte und kleine Dörfer. Wie ein roter Faden begleitet uns dabei die Lebensgeschichte der syrischen Soziologin Hala, die seit zwölf Jahren zusammen mit ihrer Tochter Asma allein in Damaskus lebt, nachdem der syrische Geheimdienst einst die Wohnung stürmte und ihren Mann Ahmed verhaftete. Halas Leben wird geprägt durch die konservative Familie ihres Mannes, der wechselhaften Tagespolitik und ihrem eigenen Wunsch nach einem selbständigen, unabhängigen Leben. Ihre Tragödie wird ihr bewusst, als eine Amnestie und somit die Rückkehr ihres Mannes bevorsteht – schließlich hat sie schon längst aufgehört Ahmed zu lieben. The New York Times Book Review schreibt „Besseren Reisejournalismus gibt es nicht“.  Dem kann nur unumwunden zustimmen.

Livie Joris: Die Tore von Damaskus. Eine arabische Reise. Aus dem Niederländischen von Barbara Heller. Kl. 8°. 304 S., Pp. Piper Verlag, München 2000. Buch bei Amazon »

Die orientalische Stadt

2000

Es sind vor allem die herrlichen Städte Region Nordafrikas und des Nahen bzw. Mittleren Ostens die neben Ruinenstädten und Ausgrabungsplätzen des Alten Orients und der klassischen Antike Besucher in ihren Bann ziehen.

Von den über achtzig durch die Unesco 1993 weltweit ausgezeichneten Städten als Weltkulturerbe liegen allein 18 im hier zu betrachten Raum. Das zweibändige Werk – das seinesgleichen für lange Zeit suchen wird – geht dieser Faszination nach, versucht sie zu begründen und verständlich zu machen. Ausgangspunkt der beiden prächtig ausgestatteten Bände sind die bis heute sichtbaren Prägungen durch eine mehrtausendjährige Geschichte. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf städtischen Bauten und Bauwerkskomplexen mit ihren Funktionen wie geistig-religiöses Leben, Wirtschaft und – nach außen hin abgeschlossenes – Wohnen. Auch im Orient ist Architektur ein von Menschen geschaffener Rahmen für Selbstverwirklichung, Bewältigung des Alltags, Rückzug und des Miteinander-Lebens. Die übergreifenden kulturellen Sinnbezüge städtischen Lebens und die Handlungsvorgaben städtischer Institutionen in der islamischen Welt sind ebenso vernünftig, ebenso ethnisch fundiert und damit ebenso menschlich wie die unseren. In fast allen Kapiteln des Buches bedient sich der Autor – emeritierter Professor am Institut für Geographie an der Universität Erlangen – des systematischen Vergleichs als methodisches Hilfsmittel um beispielsweise die Andersartigkeit der orientalischen Stadt herauszuarbeiten – Sei es durch die Prägung des Islam, alter Kulturen wie Sumerer, Babylonier oder Ägypter. Nicht zuletzt geht es Wirth aber gerade und insbesondere auch um Kunst und Architektur und legt so schon im Textband einen Schwerpunkt auf die reiche Darstellung städtebaulicher Gestaltung und Einzelbauwerken mit höchstem künstlerischen Rang.

Inhalt: 1. Ursprünge, Blütezeit und Wandlungen der orientalischen Stadt; 2. Die Funktionen der orientalischen Stadt; 3. Städtische Wirtschaft; 4. Die wichtigsten Gebäudetypen der orientalischen Stadt; 5. Privatheit als prägende Dominante städtischen Lebens; 6. Die städtischen Wohnviertel; 7. Städtische Räume unter freiem Himmel; 8. Stadtplanung und Stadtgestaltung im Orient ; 9. Regionale Varianten der orientalischen Stadt und ihre Bazare.

Ein faszinierendes Werk das immer wieder zum Betrachten und Lesen einlädt und ein glänzendes Beispiel, dass die Verbindung von Interdisziplinarität und Fachgelehrtentum möglich ist.

Eugen Wirth: Die orientalische Stadt im islamischen Vorderasien und Nordafrika. 4°. Bd. I: Textband. XXIV, 584 S., 248 Abb. u. 8 Tab. Bd. II: Tafelband. VIII, 168 Taf., davon 112 farb. Abb., 3 Faltkarten, Heft mit Kartenlegende in Tasche. OLn. mit SchU. Zabern Vlg. Mainz, 2000. Buch bei Amazon »

Orientalismus. Das Bild des Morgenlandes in der Malerei

2000

Durch die Erkundung neuer Handelsrouten und das damit wachsende Interesse an der orientalischen Welt wurde ab dem 16. Jahrhundert für viele Maler der Orient zum Gegenstand ihrer Kunst.

Im 19. Jahrhundert gipfelte die Entwicklung in der Herausbildung eines eigenen Genres, dem Orientalismus. Namen wie Alma-Tadema, Decamps, Delacroix, Fromentin, Gérome, Ingres, Lear und Hunt zählen zu seinen Vertretern. Und die Faszination hielt an: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts bezogen auch Maler wie Kandinsky, Macke, Matisse, Klee oder Picasso das Exotische in ihr Schaffen ein. Wer die farbsprühenden Gemälde betrachtet, wird gefangen genommen von der ganz anderen Zeitvorstellung des Orients, von der ornamentalen Ästhetik, dem religiösen Leben und Riten der islamischen Völker und ihren märchenhaften Legenden.

Das Orient-Thema ist immer wieder in der europäischen Malerei aufgenommen worden. Dabei haben die Darstellungen nicht nur einen rein dokumentarischen Wert hinsichtlich des „Bildes“ vom Orient, sondern sie zeigen darüber hinaus wie eigene Wünsche, Sehnsüchte und Vorstellungen auf das Morgen projiziert wurden. – Die umfangreiche (und dabei preiswerte) Monographie stellt die künstlerische Beschäftigung mit dem Orient im Laufe der letzten 400 Jahre vor.

Gérard-Georges Lemaire: Orientalismus. Das Bild des Morgenlandes in der Malerei. 4°. 360 S., ca 350 farb. Abb. Künstlerbiographien, Glossar, Register. OLn. Könemann, Köln 2000. Buch bei Amazon »

Getrude Bell

1999

Das außergewöhnliche Leben der Gertrude Bell: Der weibliche Lawrence von Arabien, bestinformierte britische Agentin im arabischen Raum während des Ersten Weltkriegs und maßgeblich an der Gründung des modernen Irak beteiligt.

Gertrude Bell (1868-1926) beschäftigte sich als Historikerin und Archäologin intensiv mit Geschichte, Sprache und Kultur der arabischen Welt. Durch die Veröffentlichung ihrer Reise- berichte in Artikeln und Büchern galt sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts bald als eine der kenntnisreichsten Persönlichkeit- en. Als der Erste Weltkrieg ausbrach und die Briten die Loyalität der arabischen Führer benötigten, waren es Gertrude Bells Arbeit und Verbindungen; sie zog beim von Lawrence von Arabien eingefädelten Aufstand im Hintergrund die Fäden, beriet Winston Churchill und König Feisaal spielte eine wesentliche Rolle in der Schaffung des heutigen Nahen Ostens und galt allgemein als die mächtigste Frau des Britischen Empires im Nahen Osten. Ihre Lebensgeschichte zeichnet Janet Wallach anhand von Briefen, Tagebüchern, Zeitungsberichten und Notizen aus Akten der britischen Regierung nach.

Janet Wallach: Die Königin der Wüste. Das außergewöhnliche Leben der Gertrude Bell. Aus dem Amerikanischen von Bringfried Schröder. 8°. 573 S., 40 s/w Abb. Pp. Goldmann, München 1999. Buch bei Amazon »

Agatha Christie und der Orient

1999

Nicht zuletzt freue ich mich darüber, die große Dankbarkeit zu erwähnen, die ich meiner Frau gegenüber empfinde, die eine unermüdliche und anregende Helferin war und die mich während mehr als 30 Jahren sowohl auf den Ausgrabungen als auch auf den Surveys begleitet hat. – Max Mallown über Agatha Christie in der Einleitung zu “Nimrud and its Remains.”

Hercule Poirot, die schrullige Miss Marple: Figuren einer Autorin die auf den ersten Blick so rein gar nichts mit dem Orient zu tun haben. Doch tatsächlich hielt sich deren Schöpferin nahezu dreißig Jahre (von 1928 – 1958) im Nahen Osten als stete Begleiterin ihres Mannes und Archäologen Max Mallown auf. Sie nahm an den Grabungen ihres Mannes teil, indem sie anfänglich Grabungsphotographien entwickelte und später auch die Aufnahmen selbst machte. Des weiteren unterstützte sie die Teams bei der Konservierung der Fundstücke und schließlich auch finanziell indem sie die Tantiemen ganzer Bücher für die Grabungen bereitstellte.

Die Buchbeiträge des prächtigen Katalogbandes gehen über die biographische Analyse weit hinaus. Im Abschnitt Archäologie behandelt z.B. Renate Gut Ninive, David und Joan Oates Tell Brak und John Curtis Nimrud. Im Bereich Reisen schildert Axel Heimsoth Christies Reisen in den Vorderen Orient, Tom Stern vollzieht in seiner Beschreibung die Reisen siebzig Jahre nach Christie und Reinhold Schiffer stellt Christie in der Tradition britischer Orientreisen und -reisender dar. Im letzen Abschnitt Filme stellt Tom Stern das hinterlassene Filmmaterial detailliert vor. Besondere Bedeutung dürfte dieses wohl auch deshalb erlangen da es sich im Bereich des (Nord-) Irak und Syrien’s um eine der ersten Farbfilm-Aufnahmen handeln dürfte.

Charlotte Trümpler: Agatha Christie und der Orient. Kriminalistik und Archäologie. 8°. 476 S., OKart. zahlr. z.T. ganzs. farb-. u. s/w-Abb. Scherz Verlag. München 1999. Buch bei Amazon »

Syrien Wiege der Kultur

1996

Das Antikenmuseum Basel, das sich bereits in der Vergangenheit mit den renommierten Ausstellungen “Petra und die Weihrauchstrasse” (1993) und “Ägypten – Augenblicke der Ewigkeit” (1997) dem Nahen Osten widmete, war der Startpunkt einer faszinierenden Ausstellung, die sich dem antiken Syrien als Wiege der Kulturen verschrieben hat.

Das heutige Syrien war schon von frühester Zeit an Knotenpunkt und Drehscheibe zwischen Mesopotamien, Kleinasien, Ägypten und dem Mittelmeer. Dabei blieb es natürlich nicht aus, dass die unterschiedlichsten Herrschaftssysteme in ihrer jeweils eigenen Art und Weise die Region prägten und damit wichtige Beiträge zur Menschheitsgeschichte lieferten, die es heute zu entdecken gilt. Besonders diesem Umstand trägt die Ausstellung Rechenschaft, indem sie sowohl dem Aufkommen neuer Lebensformen, der Entwicklung von Ackerbau und Viehzucht, die Entstehung einer komplexen städtischen Kultur sowie die Erfindung der Buchstabenschrift aufgrund der materiellen Hinterlassenschaft mit rund 400 ausgewählten Exponaten besonders gut rekonstruiert und eindrücklich darstellt. Die Leihgaben, zum Teil Stücke aus Neugrabungen, die die Region zum ersten Mal verlassen, stammen u.a. aus den Museen Damaskus und Aleppo und werden in vier Bereichen (Organisation der Gesellschaft, Wirtschaft und Handel, geistiges Leben und Vermächtnis an den Westen) präsentiert. Abgerundet wird die Ausstellung mit der Präsentation der aktuellen archäologischen Projekte Schweizer Forscher in Syrien.

Entwickelt wurde die Sonderausstellung in Zusammenarbeit mit dem Musée de la Civilisation (Québec, Canada) und der Generaldirektion der Altertümer und Museen der Arabischen Republik Syrien und war in Europa nur in Basel zu sehen.

Seit frühgeschichtlicher Zeit war Syrien Schmelztiegel der Völker, Religionen und Kulturen: Assyrer und Ägypter, Perser und Phönizier, Griechen und Römer, Mongolen und Türken, fränkische Ritter und osmanische Statthalter kämpften um die Herrschaft in diesem Land voller Gegensätze. Der vorliegende Band macht in Bild und Wort mit der Vergangenheit und Gegenwart von Syrien bekannt.

Alain Cheneviere: Syrien. Wiege der Kultur. 4°. 190 S., zahlr. z.T. ganzs. farb. Abb. Geb. C. J. Bucher, München 1996. Buch bei Amazon »

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